Wo sich Nachhaltigkeit und Design treffen: das Korkenzieherhaus
Nachhaltigkeit und Design gehen nicht zusammen? Von wegen! Das beweist das Korkenzieherhaus: ein ultramoderner Bau, der nur auf natürliche Baustoffe setzt.
Wie baut man ein Haus, das komplett ohne Kleber oder Bauschaum auskommt? Das besonders nachhaltig ist, aber trotzdem den heutigen Wohnstandards auf ganzer Linie entspricht? Und auch noch gut aussieht? Die jungen Berliner Architekten Marc Dufour-Feronce und Andreas Reeg von rundzwei Architekten haben es gezeigt: mit dem Korkenzieherhaus.
In Spiralen unters Dach
Bei der Planung des Korkenzieherhauses standen die Architekten von rundzwei gleich vor mehreren Herausforderungen. Die erste: Auf dem Grundstück ist baurechtlich nur ein Vollgeschoss erlaubt. Der Bauherrin hätte das jedoch nicht gereicht. So kamen die Planer auf eine kreative Lösung. Sie verlegten einen Teil des Hauses gewissermaßen unter die Erde. Von diesem Untergeschoss aus, in dem sich Wohnzimmer, Küche und ein Schlafbereich befinden, staffeln sich Teilgeschossflächen um das zentrale Treppenhaus. Sprich, mehrere Teilebenen verteilen sich spiralförmig über ein Vollgeschoss. Diese so genannte Split-Level-Bauweise sorgt für mehr Wohnfläche, da weniger Platz für Treppen- und Flurraum nötig ist. Später können die oberen Räume, die teilweise untereinander verbunden sind, auch als abgetrennte Wohnungen genutzt werden.
Nachhaltigkeit und gesundes Wohnen im Mittelpunkt
Ein besonderes Anliegen sowohl der Architekten wie auch der Bauherrin war ein nachhaltiger, umweltschonender Bau sowie ein gesundes Wohnklima. Für den Sockel, auf dem sich auch das Untergeschoss befindet, entschieden die Planer sich daher für Stampfbeton als Material ihrer Wahl.
Kork macht’s
Diesem Prinzip folgt auch das Fassadenmaterial. An dieser Stelle klärt sich auch die Frage, woher das Korkenzieherhaus seinen Namen hat. Bei der Suche nach einem passenden Material für Dach und Fassade galt es, mehrere Kriterien zu erfüllen: Das Material solle nachhaltig, diffusionsoffen und natürlich sein, gleichzeitig hoch wärmedämmend und die Eigenschaft besitzen, Tropfgeräusche bei Regen zu mindern. Über genau diesen letzten Punkt kamen die Architekten - mithilfe einer portugiesischen Mitarbeiterin - auf Korkplatten für die Fassade.
"Kork benötigt keine zusätzliche Putzschicht, wodurch die Diffusionsoffenheit bei optimalen Dämmeigenschaften nicht beeinträchtigt wird. Das sehr nachhaltig produzierte Dämmmaterial wird ohne chemische Zusätze verpresst. In Portugal hat Kork bereits eine lange Tradition als Sichtfassadendämmmaterial." - Marc Dufour-Feronce
Korkplatten bestehen aus Korkgranulat, einem Abfallprodukt der Flaschenkorkproduktion. Mit hohem Druck und Wärme wird es zu Fassadenplatten geformt. Bei diesem Prozess treten die im Kork enthaltenen Harze aus und verbinden das Granulat untereinander - ganz ohne Chemie. Korkplatten sind zudem von Natur aus resistent gegenüber Schimmel und sehr witterungsbeständig. Abgesehen davon verleihen sie dem Haus einen unvergleichlichen Look, der zumindest in Deutschland seinesgleichen sucht. [!best_wordpress_gallery!]
Wie sich Nachhaltigkeit und Design ergänzen
Auf anschauliche Weise zeigt dieses Haus in Berlin, dass natürliches Wohnen und moderne Architektur durchaus zusammenpassen. Durch den Einsatz des rauhen Stampfbetons und der Korkfassade kombiniert mit großen Fensterflächen und viel Holz im Inneren sowie die Anordnung der Teilebenen entsteht ein Haus, das ultramodern und gleichzeitig leicht wirkt. Dank des konsequent verfolgten Cradle-to-Cradle-Prinzips ist es zudem absolut nachhaltig und vermutlich näher an der Natur als manch klassischer Bau.