Die Funktionen des Waldes
Lebensraum, CO2-Filter, Rohstoffquelle – der Wald erfüllt viele Funktionen. Er ist ein komplexes Ökosystem, das sich sogar selbst regulieren kann. In diesem Artikel erfährst du, was den Wald so wichtig macht, wie er aufgebaut ist und wie seine Kreisläufe funktionieren.
Jeder Wald ist eine große Lebensgemeinschaft, denn in einem gesunden Wald leben Tiere und Pflanzen im Einklang miteinander. Alles hat seinen Nutzen. In jeder Schicht des Waldes gibt es Kreisläufe und Wechselbeziehungen. Als Ökosystem ist der Wald sehr vielfältig und dadurch auch stabil. Ressourcen werden optimal genutzt, der große Artenreichtum führt zu einem großen Genpool. Wie genau das System funktioniert und wie der Wald aufgebaut ist, wird im Folgenden erklärt.
Leben vom Boden bis zur Blätterkrone
Der Wald ist voller Leben. Das beginnt schon auf dem Boden bzw. viel mehr in der Erde. Laut der Schutzgemeinschaft Wald befinden sich in einer Handvoll Waldboden mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Nicht alle sind mit bloßem Auge sichtbar; viele Mikroorganismen, Pilze, Bakterien und Algen sowie Insekten haben ihr Zuhause in der untersten Schicht des Waldes. Der Boden ist oftmals mit biologischem Pflanzenmaterial wie Zweigen, Blättern und Nadeln bedeckt.
Laut der Schutzgemeinschaft Wald befinden sich in einer Handvoll Waldboden mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde.
Die Organismen im Boden zersetzen dieses und machen daraus nährstoffhaltigen Humus. Dieser dient den darin verwurzelten Pflanzen als Energiequelle. Die Moose und Kräuter bilden die zweite Schicht im Wald. Ihre Höhe reicht bis zu einem Meter. In dieser Schicht leben auch die meisten Säugetiere: Füchse, Hasen, Rehe und Wildschweine ernähren sich von den Pflanzen, die hier wachsen. Büsche, Sträucher und junge Bäume finden sich in der Strauchschicht, die bis zu drei Meter hoch ist. Hier sind Vögel und Schmetterlinge zu Hause. Noch weiter oben kommt die Baumschicht. Dort sind die Bäume stark verzweigt und in den Baumkronen fällt das Sonnenlicht auf die Blätter. Eichhörnchen, Eulen, Fledermäuse und Vögel leben hier. Mit seinen vielen Schichten bietet der Wald einer großen Vielfalt von Arten ein Zuhause – eine Funktion des Waldes ist somit der Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Waldfunktionen: Schützen und Speichern
Es sind aber nicht nur die einzelnen Schichten, die den Lebensraum ausmachen. Waldbiotope können auch in bestimmten Gebieten vor Erosion, Lawinen und Hochwasser schützen und somit Lebensräume erhalten. Durch das viel verzweigte Wurzelgeflecht im Boden wird verhindert, dass der Boden durch die Witterung abgetragen wird. In Schneegebieten können Wälder das Anbrechen von Lawinen verhindern oder auffangen. Auch Starkregen und Hochwasser können gesunden Wäldern nichts anhaben, denn der Boden kann sehr viel Wasser aufnehmen. Bis zu 200 Liter Wasser können pro Quadratmeter Waldboden gespeichert werden. Dabei wird es sogar noch gefiltert und von Schadstoffen befreit.
Klimaschutz: Der Wald als entscheidender Faktor
Die Filterfunktion des Waldes betrifft nicht nur das Wasser, sondern auch die Luft. Über die grünen Blätter nehmen die Pflanzen des Waldes Staub, Schadstoffe und CO2 aus der Luft auf und speichern es. Somit wirkt sich ein Wald positiv auf den Klimaschutz aus. Da es in Wäldern immer ein paar Grad kühler ist als in der Umgebung, findet in stadtnahen Wäldern ein ständiger Luftaustausch statt. Selbst Gase und radioaktive Stoffe werden aus der Luft gefiltert. Laut dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium holen Wälder pro Hektar jährlich 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre. Waldluft gilt also als besonders sauber und gesund. Es lohnt sich also, mehr Zeit für Spaziergänge, Baden oder Joggen im Wald einzuplanen: Waldluft tut deiner Gesundheit gut. Der Wald hat damit auch eine Erholungsfunktion inne.
Alles im Kreislauf
Im Wald gibt es keinen organischen Müll. Es besteht ein ausgeglichenes Kreislaufsystem zwischen den Produzenten (Pflanzen), Konsumenten (Tieren) und Destruenten (Organismen). Die Pflanzen stellen mittels Photosynthese aus anorganischen Stoffen wie Wasser und Kohlendioxid organische Stoffe wie Blätter, Zweige und Stämme her. Hierbei findet die für den Menschen wichtigste Stoffumwandlung statt: Als Nebenerzeugnis produzieren die Pflanzen den lebenswichtigen Sauerstoff.
Damit die Funktionen des Waldes aufrechterhalten bleiben, muss das Gleichgewicht in diesem Ökosystem erhalten bleiben. Nur ein gesunder Wald ist widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen und Naturgefahren.
Die tierischen Konsumenten fressen die Pflanzen bzw. andere Tiere, die sich wiederum von Pflanzen ernährt haben. Sobald ein Tier oder eine Pflanze stirbt, kommen die Destruenten ins Spiel. Sie zersetzen das organische Material und bilden daraus neuen Humus, der mit seinen Mineralien anderen Pflanzen wieder zum Leben und Wachstum verhilft. Ein gut funktionierendes Kreislaufsystem, was sich selbst regulieren kann - sofern der Wald gesund ist.
Die Waldgesundheit fördern
Damit die Funktionen des Waldes aufrechterhalten bleiben, muss das Gleichgewicht in diesem Ökosystem erhalten bleiben. Nur ein gesunder Wald ist widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen und Naturgefahren. Nachgewiesen ist, dass sich die Temperaturen in der Atmosphäre im Laufe der Jahrzehnte erhöht haben und dass es zu extremen Wetterphänomenen kommt. Der Klimawandel beeinflusst auch den Wald. Zu viel Wasser kann zu Erdrutschen führen, zu viel Trockenheit zum Absterben der Pflanzen.
Naturgewalt und Klimaschützer
In Anbetracht der vielfältigen Funktionen des Waldes wird klar, dass der Wald ein schützenswertes Ökosystem ist. Hier lebt eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, die in Wechselbeziehungen zueinander stehen. Im Wald hat alles seine Funktion. Nährstoffe laufen in einem Kreislaufsystem. Der Wald speichert und filtert Wasser, nimmt Schadstoffe und CO2 aus der Luft auf und gibt dafür Sauerstoff an seine Umgebung ab. Damit ist er nicht nur Lebensort, sondern auch Klimaschützer zugleich. Durch die Klimaveränderungen und den Einfluss des Menschen kann der Wald aber auch angegriffen werden, daher gilt es, ihn zu schützen und als ganze Einheit zu betrachten. Beitragsbild: Gustav Gullstrand via Unsplash; Bild im Text: Aaron Burden via Unsplash